In „Vögel“ erzählt Oh Jung-Hee die Geschichte zweier Kinder, die allein in einer ärmlichen Hinterhofwohnung leben und ihre Träume von einer besseren Zukunft nicht aufgeben. Die Protagonistin Uumi sorgt sich um ihren jüngeren Bruder Uuil und versucht, ihn vor den harten Realitäten des Lebens zu schützen. Dabei kämpfen beide gegen ihre Einsamkeit und die Isolation in ihrer kleinen Wohnung an.
Das Buch ist ein sensibles und bewegendes Porträt von Kindern, die sich in einer schwierigen Situation behaupten müssen. Es zeigt, wie stark sie sind, trotz der Erwachsenen, die sie im Stich gelassen haben. „Die Ansicht, dass die Kinderwelt naiv, hell und glücklich sei“, schreibt die Autorin im Vorwort, „stellt für mich ein furchtbares Missverständnis der Erwachsenen dar.“ Sie erzählt die Geschichte daher konsequent aus der Perspektive des Kindes und gibt ihm eine Stimme.
Die Themen des Buches sind fundamental und universell: Verlust, Einsamkeit, die Suche nach Geborgenheit und Hoffnung. Die Autorin zeigt einfühlsam, wie Kinder trotz großer Hürden an ihren Träumen festhalten und diese mit einer unerschütterlichen Hoffnung verfolgen. Die beiden Geschwister träumen davon, in die Zukunft aufzubrechen und etwas zu bewirken.
Ohne sich in Tragödien oder Kitsch zu verlieren, gelingt es der Autorin, ein profundes Buch über das Leben zu schreiben. Die Sprache ist präzise und poetisch zugleich, die Beschreibungen sind immer feinfühlig und einfühlsam. Die Geschichten und Charaktere, die sie schafft, sind phantasievoll und authentisch zugleich. Man fühlt sich nah am Geschehen und ist tief bewegt von der Geschichte der beiden Kinder.
Oh Jung-Hee, geboren 1960 in Südkorea, ist eine international anerkannte Autorin und Literaturwissenschaftlerin. Sie studierte in Korea, den USA und Frankreich und promovierte in CompLit an der University of Minnesota. Sie ist Herausgeberin mehrerer literarischer Anthologien und hat zahlreiche Romane und Erzählungen veröffentlicht, darunter „Birds“, „Flowers“ und „Wind“. Ihr Werk wird in der koreanischen Literaturkritik hoch geschätzt und hat auch international große Aufmerksamkeit erregt, besonders in Japan und Frankreich.
Als Autorin mit einer ausgeprägten humanistischen Einstellung ist Oh Jung-Hee bekannt für ihr Engagement für die Rechte von Kindern und Frauen. In „Birds“ setzt sie sich einfühlsam mit den Lebensbedingungen von Kindern auseinander, die in schwierigen Situationen leben. Dabei zeigt sie, dass sie ein feines Gespür für Kinder hat und ihre Sicht auf die Welt respektiert.
Insgesamt ist „Birds“ eine wichtige Ergänzung zu der atemberaubenden südkoreanischen Romantradition, die sich durch ihre einfühlsamen Charaktere und ihr starkes Engagement für die Menschlichkeit auszeichnet. Wenn Sie ein Buch suchen, das Sie bewegt und berührt, sollten Sie unbedingt „Birds“ von Oh Jung-Hee lesen.