„Abbitte“ von Ian McEwan handelt von der fiktiven Familie Tallis, deren perfekte Welt auf einen Schlag zerstört wird, als die Tochter Briony eine schreckliche Tat begeht, die das Leben ihrer Liebsten in Gefahr bringt. Tallis nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand – mit weitreichenden Folgen für drei Menschen. Und McEwan erzählt uns die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und gibt uns Einblicke in die Konsequenzen des Handelns und den damit verbundenen Verantwortungen.
Der Roman folgt dem Leben von Robbie Turner, Cecilia Tallis und Briony, die sich nach den Ereignissen jenes schicksalhaften Tages auf dem Weg zum Erwachsenwerden befinden. Robinson muss sich mit einem Leben abfinden, in dem er ständig für seine vergangenen Taten verurteilt wird – Taten, auf die er keinen Einfluss hatte. Cecilia ist trotz ihrer Liebe zu einem anderen Verehrer für immer an Robbie gebunden. Vor allem Briony muss sich damit auseinandersetzen, wie der Kampf gegen das Schicksal zu Schuldgefühlen und Gewissensbissen führen kann, die einen bis ins Erwachsenenalter hinein verfolgen.
In dieser Geschichte wird den Lesern von McEwans lyrischer Prosa und den nahtlosen Übergängen zwischen den Zeitebenen in den Bann gezogen. Die Erzählung wechselt nahtlos von 1935 zu 1940, während jede Figur mit ihrem individuellen Platz in der Gesellschaft nach dem schicksalhaften Tag dreizehn Jahre zuvor ringt. McEwan fängt die innere Zerrissenheit ein, die jede Figur während dieser Reise erlebt, und lädt die Leser/innen geradezu ein, mit jeder Figur an verschiedenen Punkten ihres jeweiligen Handlungsbogens mitzufühlen.
Neben den Themen Schicksal und freier Wille untersucht „Apology“ auch allgemeinere Begriffe wie Klassismus und gesellschaftliche Erwartungen an Männer und Frauen im Großbritannien des frühen 20. Letztendlich führt dies zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema Vergebung; jede Figur lernt, sich selbst und anderen zu vergeben, was sie im Laufe ihres Lebens getan hat, obwohl sie sehr unterschiedliche Wege zur Erlösung beschreitet.
Der Autor hat eine abgerundete Erzählung voller tiefer Emotionen geschaffen, die noch Jahrzehnte später bei den Lesern nachhallt. Er erforscht diese Themen durch lebendige Bilder in Kombination mit lyrischer Prosa, die zu einer unvergesslichen Geschichte über die menschliche Natur in den verschiedenen Phasen des Lebens führt, kombiniert mit einer einzigartigen Sichtweise auf Schicksal und freien Willen, die den Leser noch lange nach dem Umblättern der letzten Seite über diese Themen nachdenken lässt.
Ian McEwan wurde 1948 in Aldershot, England, geboren und studierte am University College London, wo er seinen Abschluss in englischer Literatur machte. 1978 veröffentlichte er seinen Debütroman „The Cement Garden“, gefolgt von „The Comfort Of Strangers“ zwei Jahre später, der ihm in ganz Großbritannien und in jüngster Zeit auch weltweit Anerkennung für Bücher wie „Atonement“ (2001), „Saturday“ (2005) & „On Chesil Beach“ (2007) einbrachte. 1998 erhielt er den Booker-Preis und 1999 den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung. In vielen seiner Werke ist es McEwan immer gelungen, komplexe Ideen rund um Leidenschaft und Fantasie einzufangen, die in seinem Buch „Abbitte“ ihren Höhepunkt finden, was erklärt, warum es trotz seiner Veröffentlichung vor zwei Jahrzehnten auch heute noch aktuell ist.