Karl Christs faszinierendes Portrait Sullas wirft einen intensiven Blick auf den Werdegang einer der prägendsten Figuren des römischen Staatswesens.
Sulla war ein römischer Politiker, Feldherr und Diktator in der Spätphase der Republik. Karl Christ gelingt es, die vielschichtige Persönlichkeit Sullas facettenreich zu beschreiben. Man lernt den Aristokraten kennen, der ein glühender Verehrer des Dichters Archilochos war, ebenso wie den Mann, der ohne Rücksicht auf Verluste gegen jeden Konkurrenten kämpfte und auf der Karriereleiter immer höher stieg. Sulla war ein Krieger, aber auch ein raffinierter Politiker, der genau wusste, wie er seine Macht am besten ausbauen konnte. Obwohl er oft einseitig als skrupelloser Diktator dargestellt wird, zeigt das Portrait von Christ einen komplexen Charakter, der durchaus auch menschliche Seiten hatte und der auf dem Höhepunkt seiner Macht alle Ämter niederlegte, um zu seinem früheren, freieren Leben zurückzukehren.
Christs Buch zeichnet sich durch die hervorragende Auswahl und Analyse von Quellen aus. Der erfahrene Historiker Christ kennt die Materie bestens. Er zeigt auf, welche unterschiedlichen Perspektiven es auf Sulla gab und wie diese sich im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Besonders beeindruckend ist die Fähigkeit des Autors, trotz der Fülle an Informationen immer im Fluss zu bleiben und dem Leser ein kohärentes Charakterbild zu präsentieren.
Eine Frage, die im Buch immer wieder aufgeworfen wird, ist die nach den Gründen für Sullas Verzicht auf Macht und Einfluss. Christ gibt keine definitive Antwort, lässt aber den Leser tief in die Geschichte eintauchen und zeigt auf, welche Faktoren für den rätselhaften Abgang des Diktators verantwortlich gewesen sein könnten.
Karl Christ (1923 – 2008) ist ein ausgewiesener Experte für die Geschichte Roms und insbesondere für die späte Republik. Seine zahlreichen Veröffentlichungen zu diesem Thema haben ihm viel Anerkennung eingebracht. In „Sulla: Eine römische Karriere“ zeigt sich seine Liebe zum Detail und seine Fähigkeit, Geschichte lebendig werden zu lassen.