Ein sehr beeindruckendes Buch, dass mir wirklich gut gefallen hat ist „Judith und Hamnet“ von Maggie O’Farrell. Ein sehr überwältigendes Werk, dass über die Geschichte von Judiths Familie erzählt. Judith lebt 1596 in Stratford-upon-Avon mit ihrer Tochter Susanna sowie ihren Zwillingsjungen Hamnet und Hamlet. Deren ungeheure Bedeutung wird aber erst später im Buch offenbart…
Das Buch kann viele Fragen aufwerfen, indem es uns den Alltag des elisabethanischen Zeitalters näherbringt. Es betrachtet die Rolle der Frauen in der Familie sowie die Bedeutsamkeit von Elternschaft, die damals geltenden religiösen Vorschriften und die weit verbreitete Pestepidemie. Für mich passt es sich stilistisch einigen herausragenden Werken von Shakespeares an und verbindet somit Literaturgeschichte mit Familiengeschichte – ein Meisterwerk.
Judiths Erfahrungen werden geschildert mit Einfühlungsvermögen, unnachgiebiger Willenskraft und meisterhaftem Stil – was letztlich zu einem authentischen Portrait dieser fiktiven Elisabethanerin beiträgt. Die Charaktere des Buches sind lebendig, detailreich beschrieben und realistisch in ihrer Vielschichtigkeit. Eine Handlung spannend und voll mit Dramatik – aber auch voller Hoffnung auf Befreiung aus dem Schatten tragischer Ereignisse.
Der Leser schließt sich Judith in ihren schmerzlichen Momenten an, aber auch in ihrer Liebe zur Natur und im Streben nach Freiheit von den Fesseln religiöser Dogmen. Insbesondere ihr Kampf gegen die tiefgreifende Trauer um den Verlust ihres Sohnes hat mich sehr berührt: Sie versucht verzweifelt herauszufinden, wie man akzeptiert, was man nicht ändern kann; wie man weitermacht; wie man trotz allem Hoffnung bewahrt.
Maggie O’Farrells Debütwerk „Judith und Hamnet“ bietet eine tiefgründige Analyse des menschlichen Seins: Trauer, Leidenschaft und Liebe finden hier einen Platz neben Grausamkeit und Egoismus in diesem Roman über das Überleben unter widrigsten Umständen.
Maggie O’Farrell ist eine preisgekrönte Schriftstellerin mit Wohnsitz in Edinburgh. Ihr jüngster Roman „Hamnet“ (2020) basiert auf Shakespeares Sohn Hamnet und seinem Bruder Hamlet – woraus schnell hervorgeht, welche Verbindung Maggie O’Farrell zwischen Shakespeares Werk und ihrem historischem Roman „Judith und Hamnet“ hergestellt hat. Zudem hat Maggie O’Farrell bereits mehrere Romane verfasst – darunter den Bestseller „This Must Be The Place“ (2018). Ergänzend hierzu setzte sie sich als Journalistin mit verschiedenen Themen rund um Kulturgeschichte auseinander – was deutlich macht, wieviel Liebe sie für historische Beziehungsdramatiken hegt – welches Thema sicherlich anhand des Romans „Judith and Hamnet“ bestmöglich abgedeckt wurde!