„Mission Pflaumenbaum“ von Jens Wonneberger ist ein Roman, der sich mit der Frage auseinandersetzt, wie man seine verloren geglaubte Verbindung zu seinen Liebsten und zu einem Ort wiederfinden kann. Der Leser wird in ein Dorf im Osten Deutschlands entführt, dreißig Jahre nach der Wende. Der Bibliothekar Kramer reist an, um seine Tochter Justine zu besuchen. Das Verhältnis zwischen ihnen ist angespannt. Justine und ihr Mann haben ein altes Haus und einen wunderschönen Obstgarten erworben, in dem sich jedoch ein abgestorbener Pflaumenbaum befindet.
Jens Wonneberger gelingt es, mit seiner sensiblen und detailreichen Sprache eine Atmosphäre zu schaffen, die den Leser in den Bann zieht. Die Dorfgemeinschaft, die einst eine Blütezeit durch die Bandweberei erlebte, ist nun geprägt von Stillstand und Resignation. Doch es gibt Ausnahmen, wie zum Beispiel den eigenwilligen Rottmann, der Kramer in ein Gespräch verwickelt und ihm somit tiefere Einblicke in die Dorfgeschichte gewährt.
Die Handlung des Romans wird dabei nicht nur aus Kramers Perspektive erzählt, sondern es kommen auch andere Figuren zu Wort. Der Leser erhält so einen umfassenden Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten und erfährt, wie jeder von ihnen versucht, mit der Vergangenheit und den eigenen Fehlern umzugehen. Dabei stellt der abgestorbene Pflaumenbaum ein Symbol für das Verlorengegangene und Hoffnung auf neue Perspektiven dar.
„Mission Pflaumenbaum“ ist somit nicht nur ein Roman über eine Vater-Tochter-Beziehung, sondern auch über den Wunsch nach einem Zuhause und einem Ort der Geborgenheit. Eine Geschichte über das Erinnern, das Vergessen und das Verarbeiten von Traumata. Dabei schafft es Jens Wonneberger meisterhaft, eine Sprache zu finden, die einfühlsam und doch präzise ist.
Ein besonderer Mehrwert des Romans ist auch der Bezug auf den Autor Jens Wonneberger selbst. Er stammt aus einer Familie von Handwerkern und Heimarbeitern und ist somit selbst in einem ähnlichen Umfeld aufgewachsen wie die Figuren seiner Geschichte. Dieser persönliche Bezug spiegelt sich in jedem Detail seines Romans wider und verleiht ihm eine besondere Authentizität.
Insgesamt ist „Mission Pflaumenbaum“ ein wunderbarer Roman, der den Leser mitnimmt auf eine Reise voller Emotionen und menschlicher Abgründe. Ein Buch, das lange nachhallt und zum Nachdenken über die eigenen Gefühle und Beziehungen anregt. Jens Wonneberger hat damit eine Geschichte geschaffen, die noch lange in Erinnerung bleibt.