Fariba Vafis Roman „Tarlan“ ist eine fesselnde Erkundung des Lebens in der Islamischen Republik, gesehen durch die Augen eines Teenager-Mädchens namens Tarlān. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umwälzungen und politischer Unruhen im Iran folgt die Geschichte Tarlān und ihrer besten Freundin Rana, die versuchen, ihren Weg durch die Polizeiakademie zu finden und Trost im Schreiben zu finden.
Die Geschichte ist fesselnd und überraschend nuanciert. Fariba Vafi beleuchtet die harte Realität des Lebens unter einem repressiven Regime und hebt gleichzeitig Momente der Freude und Freiheit hervor, die selbst in schwierigen Zeiten auftauchen. Die Charaktere sind komplex und fesselnd, so dass sich die Leser/innen mit ihnen identifizieren können, auch wenn ihre Handlungen rätselhaft oder manchmal fehlgeleitet sein mögen. Durch diese Figuren erhalten wir einen Einblick, wie junge Menschen, insbesondere Frauen, trotz scheinbar unüberwindlicher Hindernisse versuchen können, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Darüber hinaus gelingt es Fariba Vafi auch, etwas Wesentliches darüber einzufangen, was es bedeutet, an einem Ort zu leben, an dem Literatur zu einer Form des Widerstands geworden ist. In diesem Kontext werden Lesen und Schreiben zu einem Akt des Trotzes gegen diejenigen, die das Wissen lieber für sich behalten würden. Diese Idee kommt in Tarlāns obsessiver Liebe zur Literatur zum Ausdruck, die sie als Flucht vor den Grausamkeiten sieht, denen sie jeden Tag begegnet. Der Roman zeigt, wie Bücher in schwierigen Zeiten Trost spenden können, wenn auch nur für einen kurzen Moment.
Fariba Vafi ist eine der bekanntesten iranischen Autorinnen der Gegenwart und wurde sowohl mit dem renommierten Hushang-Golshiri-Preis als auch mit dem Yalda-Preis ausgezeichnet. Neben „Tarlan“ hat sie zahlreiche weitere Werke geschrieben, darunter Kurzgeschichten, Romane, Theaterstücke und Gedichtsammlungen, die sich oft mit Themen rund um die iranische Kultur und Identität beschäftigen. Derzeit lebt sie in Teheran, wo sie weiterhin über Themen schreibt, die von Menschenrechtsverletzungen bis hin zu wirtschaftlicher Ungerechtigkeit in ihrem Heimatland reichen. Mit ihrer nachdenklichen Schilderung des Lebens unter autoritärer Herrschaft und ihrem ausgeprägten Sinn für Empathie für die Kämpfe ihrer Figuren hat sich Fariba Vafi als eine der führenden literarischen Stimmen Irans etabliert.