In „Anschauung und Anschaulichkeit“ untersuchen Hans Adler und Sabine Gross die Schnittstellen zwischen Epistemologie, Ästhetik und Visual Studies. Der Sammelband bietet interdisziplinäre Beiträge aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie Philosophie, Rhetorik, Literatur- und Kunstwissenschaft, Medien- und Intermedialitätsforschung und Neurowissenschaften.
Die zentrale Fragestellung, die dem Band zugrunde liegt, betrifft zwei Hauptthemen: Was sind äußere und innere Bilder und wie entstehen sie? Seit der Antike wird diese Thematik immer wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. In der heutigen Zeit wird sie insbesondere in den Neurowissenschaften und der Medienforschung fortgeführt.
Eines der Hauptziele des Buches besteht darin, Verbindungen zwischen Epistemologie – dem Bereich der Philosophie, der sich mit der Natur, dem Ursprung und der Reichweite des menschlichen Wissens beschäftigt – und Ästhetik zu erkennen und aufzuzeigen. Themen wie Imagination und Stil bieten dabei einen fruchtbaren Ausgangspunkt für die Untersuchung.
Der Band stellt auch neue Bezüge zwischen verschiedenen Künsten, Medien und Ausdrucksformen her. In Zeiten der immer stärkeren Verschränkung unterschiedlichster Medien und Kommunikationsformen bieten die Beiträge in „Anschauung und Anschaulichkeit“ interessante Perspektiven auf die Phänomene des Sehens und der Imagination. Der Fokus liegt dabei auf den visuellen und imaginativen Dimensionen von Wissen, Erkenntnis und Erfahrung.
Aufschlussreich sind hierbei besonders die Fragen, die sich aus der Wechselwirkung von äußeren und inneren Bildern ergeben. Wie können beispielsweise künstlerische Darstellungen und abstrakte Kunst unsere Imagination und unser Denken beeinflussen und verändern? Mit welchen Mitteln lassen sich komplexe Zusammenhänge anschaulich und klar vermitteln? Diese und weitere Fragen werden in den zahlreichen Beiträgen des Sammelbandes erörtert.
Ein weiterer interessanter Ansatz von „Anschauung und Anschaulichkeit“ ist die Untersuchung von Bewegung und Dynamik in ästhetischen und epistemologischen Kontexten. Sowohl in der Wahrnehmung von Kunst und Kultur als auch in der Entstehung von Wissen und Erkenntnis spielt die Bewegung eine wesentliche Rolle. Die Interaktion von rationalen, emotionalen und sinnlichen Aspekten bei der Vermittlung von Bedeutung und Sinn ist hier von zentraler Bedeutung.
Abschließend zeigt „Anschauung und Anschaulichkeit“ eindrucksvoll auf, welche vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Sehen, Imagination und Wissenschaft existieren und wie diese unser Denken, Handeln und Erleben beeinflussen.