In ihrer Sammlung von fünfzehn Kurzgeschichten, „Strichcode“ von Krisztina Tóth, zeichnet die Autorin ein lebendiges und manchmal bittersüßes Bild der Kindheit in Ungarn während der Kádár-Ära.
Durch die Augen der Hauptfigur werden wir auf eine Reise durch ihre Kindheitserlebnisse mitgenommen, von der Begegnung mit einer toten Frau in der U-Bahn bis hin zur Erkenntnis, dass ein Zuhause mehr ist als nur Ziegel und Mörtel. Während einige Teile dieser Geschichte herzzerreißend sind, sind andere wunderbar inspirierend, wenn wir sehen, wie ein junges Mädchen darum kämpft, dem Leben um sie herum und in ihr selbst einen Sinn zu geben.
Der Titel „Strichcode“ spiegelt sowohl die Zeit wider, in der Waren mit einem Identifikationscode gekennzeichnet wurden, als auch eine Metapher für das Verständnis der eigenen Identität. Als jemand, der ähnliche Umstände erlebt hat, gibt Tóth Einblicke in ihre eigenen Erfahrungen, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen, so dass die Leserinnen und Leser die Geschichte so nachempfinden können, als ginge es um sie selbst.
Jede Geschichte baut auf der anderen auf, bis wir verstehen, wie unsere Protagonistin mit sich selbst ins Reine kommt und lernt, dass es auch in Zeiten der Unsicherheit wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben. Die Erzählung konzentriert sich auf die Unschuld der Kindheit, verliert aber nie die harten Realitäten aus den Augen. Diese Dualität verschafft uns Zugang zu den inneren Gedanken, ohne dass wir zu viele Erklärungen brauchen – etwas, das nicht leicht zu bewerkstelligen ist, aber von Tóth in diesem Werk meisterhaft umgesetzt wird.
In diesen Geschichten nimmt uns Tóth mit auf eine emotionale Reise, die schließlich in der Selbstfindung mündet – so fühlen wir uns mit dieser Figur in die Vergangenheit zurückversetzt und lernen Lektionen, die über Generationen hinweg anwendbar sind. Es ist kein Wunder, dass die Kritiker „Strichcode“ als unvergessliche Sammlung gelobt haben – die Leserinnen und Leser werden von den eindrucksvollen Bildern, die sie in Nostalgie versetzen und sie gleichzeitig aus ihrer Komfortzone herausholen, mit Sicherheit bewegt werden.
Krisztina Tóth ist eine preisgekrönte ungarische Schriftstellerin, die an der Eötvös Loránd Universität in Budapest, Ungarn, und an der Brown University in Providence, Rhode Island, studiert hat. Ihre Kurzgeschichten sind in zahlreichen Literaturmagazinen erschienen, unter anderem in The Minnesota Review und Cleaver Magazine. Für ihr Buch Békavilágok/Peace Worlds gewann sie den ersten Preis für Belletristik bei den Hungarian Radio Awards (Kossuth Prize) und wurde bei den Pannon Publishing House Literary Awards 2017 mit dem zweiten Preis für Belletristik für „Strichcode“ ausgezeichnet.