Susin Nielsen ist eine Autorin, die in ihren Büchern gesellschaftskritische Themen behandelt und dabei oft auf humorvolle und einfühlsame Art und Weise vorgeht. Auch in ihrem Buch „Adresse unbekannt“ zeigt sie das mit viel Situationskomik.
Die Geschichte handelt von Felix und seiner Mutter, die ihre Wohnung verlieren und in einem alten VW-Bus Unterschlupf finden. Felix ist ein aufgeweckter und cleverer Junge, der sich nicht unterkriegen lässt und mit viel Einfallsreichtum versucht, die schwierige Situation zu meistern. Doch das Versteckspiel wird immer schwieriger und eine Katastrophe droht. Ob Felix es schafft, seine Situation zu verbessern und wieder eine Wohnung zu bekommen, bleibt bis zum Schluss spannend.
Das Buch behandelt ein Thema, das leider immer noch aktuell ist: Obdachlosigkeit. Dabei zeigt es anschaulich, wie schnell man in eine solche Situation geraten kann und wie schwierig es ist, sich wieder herauszukämpfen. Besonders beeindruckend fand ich, wie die Autorin die Gefühle und Gedanken der Protagonisten beschreibt. Man spürt förmlich den Stress und die Angst, die Felix und seine Mutter durchmachen. Gleichzeitig vermittelt das Buch aber auch eine wichtige Botschaft: Mit Einfallsreichtum, Mut und Zusammenhalt kann man auch schwierige Situationen meistern.
Besonders faszinierend fand ich zudem die Beschreibungen des VW-Busses und der Orte, an denen er parkt. Die Autorin schafft es, das Gefühl von Freiheit und Abenteuerlust, das Felix und seine Mutter anfangs empfinden, greifbar zu machen. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie eng das Leben in einem solchen Fahrzeug sein kann und wie belastend es werden kann, wenn man keine Privatsphäre und keinen Rückzugsort mehr hat.
Insgesamt ist „Adresse unbekannt“ von Susin Nielsen ein sehr gelungenes Buch, das auf emotionale und humorvolle Weise ein wichtiges gesellschaftliches Thema behandelt. Die Sprache ist dabei einfach, aber sehr treffend gewählt und die Geschichte fesselt von Anfang bis Ende. Ich kann das Buch daher jedem empfehlen, der sich für gesellschaftskritische Literatur interessiert und einen Einblick in das Leben von Obdachlosen bekommen beziehungsweise seine Kinder für dieses Thema sensibilisieren möchte.
Susin Nielsen ist eine kanadische Autorin, die bereits mehrere preisgekrönte Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht hat. In „Adresse unbekannt“ zeigt sie erneut ihr Talent, schwierige Themen für junge Leser*innen verständlich und anschaulich aufzuarbeiten. Ihr Schreibstil ist dabei einfühlsam und humorvoll zugleich, was das Lesen ihrer Bücher zu einem wahren Genuss macht. Wer „Adresse unbekannt“ mag, sollte sich unbedingt auch ihre anderen Werke ansehen.
