Allard Schröder entführt uns in seinem preisgekrönten Roman „Der Hydrograf“ in eine Zeit, in der die Welt noch groß und unentdeckt erschien. Doch sein Hauptthema ist universell: die Suche nach einem erfüllten Leben und der Versuch, der vorherbestimmten Rolle zu entfliehen.
Die Geschichte spielt im Jahr 1913 und dreht sich um einen Hydrografen, der sich auf einem Schiff nach Valparaíso begibt, um dort das Verhalten der Wellen zu erforschen. Doch seine wahren Beweggründe sind persönlicher Natur: er flieht vor einem Leben in Langeweile und einer arrangierten Ehe. In Lissabon steigt eine geheimnisvolle Tänzerin namens Lydia an Bord, die ihn völlig fasziniert und ihn aus seinem wissenschaftlichen Fokus reißt. Doch sie ist nicht die Einzige, die an Bord Interesse an ihr zeigt, und bald muss sich der Hydrograf entscheiden, ob er sich auf das Abenteuer einlassen oder in seine vorherbestimmte Rolle zurückkehren soll.
Schröder schafft es meisterhaft, die Innenwelt des Hydrografen darzustellen: seine Zweifel, seine Ängste, seine Sehnsüchte. Er zeigt uns, dass auch in einer Zeit, in der vieles vorherbestimmt erschien, jeder Mensch das Potenzial hat, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die Protagonisten sind allesamt mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail entworfen. Besonders die Figur der Lydia ist ambivalent und geheimnisvoll. Ihre Vergangenheit und ihre Ziele bleiben lange ungewiss, was die Spannung des Buches bis zum Ende aufrecht erhält.
Auch Schröders Sprache ist eine wahre Freude für den Leser. Sie ist poetisch und sorgfältig ausgewählt, ohne dabei zu prätentiös oder unnahbar zu werden. Seine Beschreibungen der Landschaften und der See sind so faszinierend, dass der Leser das Gefühl hat, selbst an Bord der Posen zu sein.
Allard Schröder ist ein bedeutender niederländischer Schriftsteller, der für sein beeindruckendes Werk bekannt ist. Er debütierte 1989 mit der Novelle „De gave van Luxuria: een groteske“ und wurde 1996 mit dem Halewijn-Preis für sein Gesamtwerk ausgezeichnet. Dieser Erfolg setzte sich fort, als „Grover“ (2000) ihm eine Nominierung für den AKO-Literaturpreis einbrachte; zwei Jahre später gewann er diese prestigeträchtige Auszeichnung mit „Der Hydrograf’“ – das 2016 auch eine deutsche Übersetzung erhielt.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Der Hydrograf“ von Allard Schröder ein wahrhaft mitreißendes Buch ist. Es ist eine meisterhafte Geschichte über die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt und die Kraft des Individuums, sich von seiner vorherbestimmten Rolle zu lösen. Dieses Buch ist für jeden Leser empfehlenswert, der eine bewegende Geschichte mit einer wunderbaren Sprache zu schätzen weiß.