Das Buch „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ von Matthias Nawrat erzählt die bewegende Lebensgeschichte von Opa Jurek, einem Überlebenden des Zweiten Weltkriegs. Durch den ungewöhnlichen Erzählstil, der aus verschiedenen Perspektiven und Zeiten erzählt wird, erlebt der Leser Jureks Leben hautnah mit.
Jurek, der in Polen aufwächst, muss schon früh schwere Schicksalsschläge verkraften. Im besetzten Warschau gerät er in die Hände der deutschen Besatzungsmacht und wird zum Zwangsarbeiter. Die schrecklichen Erfahrungen, die er in den Konzentrationslagern machen musste, prägen ihn für immer. Aber auch nach dem Krieg wird Jureks Leben nicht einfacher. In der durch den Krieg zerstörten Stadt Opole versucht er mit seinem Lebensmittelgeschäft wieder auf die Beine zu kommen. Doch der Mangel an Lebensmitteln und der Hunger der Bevölkerung macht ihm das Leben schwer. Matthias Nawrat beschreibt mit ihren eindringlichen Worten die unvorstellbar schwere Zeit, die Jurek erlebt hat. Dabei wird deutlich, dass die Kriegserlebnisse nicht nur in den betroffenen Ländern, sondern auch bei den Einwanderern in Deutschland massive Spuren hinterlassen haben.
Ein weiterer großer Themenbereich des Buches ist die Familienzusammenhalt. Es geht um das Zusammenrücken in Zeiten der Not, aber auch um die Konflikte und Uneinigkeiten, die Familienmitglieder miteinander haben können. Gerade das Verhältnis zwischen Jurek und seiner Tochter, die sich in einen Schüler verliebt, der ihre Familie in den Westen entführen will, sorgt immer wieder für emotionale Momente im Buch.
Matthias Nawrat hat mit „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ ein sehr bewegendes Buch geschrieben, das den Leser tief berührt. Die Geschichte eines Überlebenden des Zweiten Weltkriegs zeigt, wie wichtig es ist, nie zu vergessen, welche Schrecken die Menschen erlebt haben und wie sie versuchen, mit den Folgen zu leben. Dabei gibt es immer wieder kleine Lichtblicke, die zeigen, dass es nicht nur um Verzweiflung geht, sondern auch um Hoffnung und Zusammenhalt.
Matthias Nawrat, ein deutscher Schriftsteller polnischer Herkunft, wurde 1979 in Opole geboren und wuchs später in Bamberg auf. Nach seinem Biologiestudium in Heidelberg und Freiburg begann er 2009 sein Studium am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel/Bienne. Sein Debütroman „Wir zwei allein“ veröffentlichte er 2012 bei Nagel & Kimche und gewann den prestigeträchtigen Kelag-Preis bei den 36. Tagen der deutschsprachigen Literatur für seinen Text „Unternehmer“. In „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ zeigt sich Nawrats Verbindung zu seiner Heimatstadt und zu den Schicksalen der Menschen, die dort gelebt haben. Das Buch ist ein bewegendes Zeugnis der polnischen Kultur und Geschichte.