Regina Scheers Debütroman „Machandel“ führt die LeserInnen auf eine eindrucksvolle Reise durch die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Von den 30er Jahren über den Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer und in die Gegenwart erzählt Scheer von den Anfängen der DDR und von zerplatzten Lebensträumen.
Die Ereignisse werden aus der Sicht von fünf verschiedenen Personen in 25 Kapiteln erzählt, wobei Clara die erste und letzte Geschichte erzählt. Die anderen Erzähler sind Natalja, Claras Vater Hans, Herbert und Emma, Stiefmutter der Peters-Geschwister. Durch die verschiedenen Perspektiven kann nur der Leser eine umfassende Geschichte zusammenstellen. Sogar die Hauptfigur Clara erfährt die Geschehnisse nur nach und nach.
Scheer fängt die Atmosphäre der verschiedenen Epochen auf eine eindringliche Art und Weise ein. Sie beschreibt, wie die Politik das Leben von Menschen beeinflusst, wie Menschen widerstehen und sich anpassen, wie Träume entstehen und zerbrechen. Der Roman beleuchtet unterschiedliche Perspektiven und zeigt, wie die politischen Veränderungen die verschiedenen Familienmitglieder beeinflussen.
Besonders berührend ist die Geschichte von Marlene, der jüngsten Tochter, die in der DDR aufwächst. Sie träumt von der Freiheit und von einem Leben außerhalb des sozialistischen Staates. Doch ihre Träume werden von der politischen Realität zerschlagen, als sie von ihrem Freund verlassen wird und ihr Vater inhaftiert wird. Die Enttäuschung und Verzweiflung, die Marlene durchlebt, sind unbeschreiblich.
Regina Scheer verbindet persönliche Schicksale mit der politischen Geschichte Deutschlands auf eine Weise, die die LeserInnen tief berührt. Sie zeigt, dass die politischen Veränderungen oft mehrdeutig sind, dass sie sowohl Freiheit als auch Unterdrückung bedeuten können. Mit ihrem Buch öffnet Scheer eine Tür in eine Vergangenheit, die jeden von uns betrifft.
Regina Scheer hat eine beeindruckende Karriere hinter sich. Sie studierte Theater- und Kulturwissenschaften in Berlin und arbeitete unter anderem als Texterin beim Oktoberclub sowie als Redakteurin der FDJ-Studentenzeitung Forum. Auch nach der Wende blieb sie in der Literaturbranche tätig und veröffentlichte erfolgreiche Bücher, darunter der Roman „Machandel“ und die Biographie „Bittere Brunnen“. Die Nominierung für den Sachbuch-Preis der Leipziger Buchmesse zeugt von ihrer Kompetenz als Autorin und Herausgeberin. Scheer lebt in Berlin-Wedding und widmet sich weiterhin der deutsch-jüdischen Geschichte.