Ralf Rothmanns Roman “Milch und Kohle“ ist eine eindringliche Geschichte über das Erwachsenwerden, die in den späten 1960er Jahren in Deutschland spielt. Sie folgt dem fünfzehnjährigen Simon, der mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet lebt. In dieser von Alltagssorgen geprägten Umgebung muss Simon seinen eigenen Weg durchs Leben finden, was durch den Versuch, seinen wilden kleinen Bruder zu zähmen, noch erschwert wird. An seiner Seite ist sein Freund Pawel, ein melancholischer Rebell auf der Suche nach Mädchen und Abenteuern auf seinem Zündapp-Motorrad.
Im Kern geht es in „Milch und Kohle“ darum, in den kleinen Momenten des Lebens Glück und Selbstfindung zu finden. In der trostlosen Realität ihrer Umgebung gibt es vielleicht nicht viel Platz für Freude und Zufriedenheit, aber Simon und Pawel werden erwachsen, wenn sie lernen, ihr Leben gemeinsam zu meistern. Durch kleine Momente des Humors, der Kameradschaft und der Zärtlichkeit zwischen den beiden vermittelt Rothmann auf subtile Weise die Kraft der Freundschaft in schwierigen Zeiten.
Der Roman befasst sich auch mit Themen wie Klassenpolitik und Geschlechterdynamik in der Gesellschaft, indem er zeigt, wie sich diese Strukturen in Simons Leben auswirken. Er beobachtet mit Seitenblicken seine Mutter, die sich jede Woche ein neues Kleid näht, um ihrer Ehe auf den Samstagstänzen zu entfliehen. Pawels Wunsch, sich von den traditionellen Erwartungen zu lösen, führt ihn auf einen unsicheren Weg, der die Grenzen ihrer Freundschaft auf die Probe stellt.
Obwohl es leicht sein kann, sich von der Härte dieser Welt, die Rothmann malt, überwältigt zu fühlen, vernachlässigt er auch nicht die Hoffnung oder die Schönheit – das Band zwischen unseren beiden Protagonisten trägt beides durch die ganze Geschichte. Darüber hinaus gibt er einzigartige Einblicke in bestimmte Aspekte der deutschen Geschichte, wie z. B. die „Gastarbeiter“, was die Geschichte für Leserinnen und Leser aus der ganzen Welt gleichermaßen interessant macht.
Ralf Rothmann wurde 1955 in der Nähe von Frankfurt am Main geboren und studierte Literaturwissenschaft, bevor er Lehrer in Braunschweig/Wolfenbüttel wurde und später nach München zog, wo er Drehbücher für Fernsehfilme schrieb, bevor „Milch und Kohle“ veröffentlichte – ein Werk, das mit zahlreichen Preisen wie dem Henrik Winckelmann Preis für Jugendliteratur und dem Theodor Fontane Preis ausgezeichnet wurde.