„Morgen in der Schlacht“ ist ein außergewöhnlicher Roman von Javier Marías, der nach seinem bisherigen Bestseller „Mein Herz so weiß“ erschien und ebenfalls ein großer Erfolg wurde. Die Geschichte dreht sich um die Begegnung von Marta und Víctor, die sich kaum kennen und doch aus verschiedenen Gründen voneinander angezogen werden.
Marta ist verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Víctor hingegen arbeitet als Drehbuchschreiber und Ghostwriter, jedoch ohne größere Erfolge vorweisen zu können. Als Martas Ehemann für einige Tage nach London verreist, lädt sie Víctor zu sich nach Hause ein. Bevor sie sich jedoch komplett entkleiden können, stirbt Marta plötzlich auf unerklärlicherweise in Victors Armen. Victors Furcht und Ratlosigkeit führen ihn schließlich dazu, die Flucht zu ergreifen.
Marías erzählt die Geschichte aus Victors Perspektive und schafft es, den Leser in die verwirrende Situation hineinzuziehen. Es werden viele Details und Ereignisse beschrieben, die sich langsam zu einem großen Ganzen zusammenfügen und dabei immer neue Fragen aufwerfen. Was ist mit Marta passiert? Warum stirbt sie in Victors Armen? Hat er etwas damit zu tun?
Wie in seinen anderen Werken, legt Marías auch bei „Morgen in der Schlacht“ großen Wert auf die Beschreibung der Personen und ihrer Gefühle. Der Fokus liegt dabei weniger auf äußeren Handlungen, sondern vielmehr auf den inneren Monologen und Beschreibungen der Gedankenwelt der Charaktere. Dies hat zur Folge, dass sich die Handlung eher langsam entwickelt und es dem Leser Zeit gibt, tief in die Geschichte einzutauchen und sich mit den Figuren zu identifizieren.
Dennoch bleibt das Buch spannend und packend bis zum Schluss. Marías schafft es, mit jedem neuen Detail neue Fragen aufzuwerfen und somit die Neugier des Lesers zu steigern. Dabei geht es nicht nur um die Aufklärung des mysteriösen Todesfalls, sondern auch um die Beziehungen der Figuren und die Fragen nach Wahrheit und Lüge.
Der Roman ist ein weiteres Meisterwerk von Javier Marías und zeigt einmal mehr, warum er zu den wichtigsten Schriftstellern Spaniens gehört. Seine Fähigkeit, komplexe Gefühle und Beziehungen in Worte zu fassen, ist beeindruckend. Das Buch mag für manche Leser vielleicht etwas langsam wirken, jedoch sind Geduld und Aufmerksamkeit definitiv belohnt.
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Autor selbst. Javier Marías wurde 1951 in Madrid geboren und ist heute einer der bekanntesten Schriftsteller Spaniens. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Marías hat für seine Bücher oft autobiografische Elemente verwendet und sich mit Themen wie Liebe, Tod und Wahrheit auseinandergesetzt. Zudem ist er auch als Übersetzer tätig und hat Werke von Shakespeare, Faulkner und Nabokov ins Spanische übersetzt.
Insgesamt ist „Morgen in der Schlacht“ ein faszinierender Roman, der Leserinnen und Leser in eine verwirrende und zugleich faszinierende Welt eintauchen lässt. Javier Marías zeigt einmal mehr, dass er zu den besten Schriftstellern seiner Generation gehört und es versteht, komplexe menschliche Beziehungen und Gefühle auf unvergleichliche Weise darzustellen. Ein Buch, das definitiv einen Platz in jeder guten Bibliothek verdient hat.