Das Buch „Nebenan“ von Kristine Bilkau erzählt eine Geschichte über das Leben in einem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal, der zwischen Natur, Kreisstadt und Industrie liegt. Das ganze beginnt kurz nach dem Jahreswechsel, als eine Familie spurlos verschwindet und das verlassene Haus zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn wird.
Unter ihnen ist Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht und gemeinsam mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist. Sie betreibt einen kleinen Keramikladen mit Online-Shop und ist eine kreative und aufgeschlossene Persönlichkeit. Astrid, Anfang sechzig, führt seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt und sorgt sich um ihre alt gewordene Tante.
Zusätzlich taucht ein mysteriöses Kind im Garten der verschwundenen Familie auf und sorgt für zusätzliche Spannung. Die Geschichte wird aus Sicht der verschiedenen Nachbarn erzählt und gibt dem Leser einen intimen Einblick in ihr Leben und ihre Gedanken.
Die Autorin Kristine Bilkau schafft es meisterhaft, die Stimmung im kleinen Ort und die Nöte der einzelnen Charaktere in Worte zu fassen. Es ist beeindruckend, wie sie die verschiedenen Perspektiven in die Geschichte integriert und so ein umfassendes Bild der Nachbarschaft zeichnet.
Dabei geht es nicht nur um das Verschwinden der Familie, sondern auch um Themen wie Familie, Freundschaft, Einsamkeit, Ängste und Träume. Die Charaktere sind vielschichtig und glaubhaft gezeichnet, sodass der Leser schnell eine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen kann.
Die Geschichte selbst ist packend und spannend erzählt. Der Leser erfährt nach und nach mehr über das Verschwinden der Familie und die Hintergründe dafür. Besonders gelungen ist dabei die Art und Weise, wie die verschiedenen Perspektiven nach und nach zusammengeführt werden und so ein immer klareres Bild ergeben.
Insgesamt ist „Nebenan“ von Kristine Bilkau ein Buch, das sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Die Geschichte wirkt authentisch und ist intensiv erzählt, sodass man sich schnell mitten im Leben der Nachbarn wiederfindet.
t, geboren 1974 in Hamburg, wo sie ebenfalls Geschichte studierte. Sie arbeitete als Journalistin und ist seit 2015 als freie Schriftstellerin tätig. Ihr Debütroman „Die Glücklichen“ wurde ausgezeichnet. Auch ihr zweites Werk „Eine Liebe, in Gedanken“ wurde von Kritikern hoch gelobt.
In „Nebenan“ zeigt Kristine Bilkau erneut ihr Talent für fesselnde Geschichten mit starken Charakteren. Das Buch ist definitiv eine Empfehlung für alle, die sich für das Leben in kleinen Orten und die menschlichen Abgründe hinter scheinbar idyllischen Fassaden interessieren.
Ein kleiner Tipp am Rande: Wer das Buch liest, sollte unbedingt eine Tasse Tee und etwas Gebäck bereithalten. Denn die Beschreibungen von Julias Keramikladen und ihren selbstgemachten Scones sind so lebhaft und appetitlich, dass man sofort Lust bekommt, selbst etwas zu backen.