Peter Wawerzineks „Rabenliebe“ sprengt die Grenzen der deutschen Literatur, indem er seine eigene Familiengeschichte beleuchtet. Die Frage, die den Autor über fünf Jahrzehnte quälte, war, warum seine Mutter ihn und seine Schwester als Waisen in der DDR zurückließ. Die Suche nach Antworten führt ihn schließlich zu seiner eigenen Mutter – und das Ergebnis ist ein literarischer Sprengsatz, wie er die deutsche Literatur noch nicht zu bieten hatte.
„Rabenliebe“ ist ein Buch, das den Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt, die zwischen unerträglich und laut, aber auch leise und liebevoll pendelt. Geduldig und sprachgewaltig einerseits, unduldsam und sprachlos andererseits. Es ist eine Reise, die sich nicht scheut, in die dunklen und verletzlichen Bereiche des menschlichen Lebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen vorzudringen, und es erreicht dabei eine beeindruckende emotionale Tiefe. Die Geschichte geht an die Nieren und zu Herzen, sie macht bescheiden und sehr, sehr still.
Peter Wawerzinek erzählt seine Lebensgeschichte in einer schonungslosen Offenheit und mit einer beeindruckenden sprachlichen Präzision. Er beginnt mit seinen frühen Erinnerungen an die Vernachlässigung seines Heims in der DDR, die Entdeckung der Familie seiner Mutter und seine Begegnung mit ihr, als er schließlich als Erwachsener sein Elternhaus besucht. Während er sich vorwärts arbeitet, offenbart er die schweren und oft enttäuschenden Erfahrungen, die er während des Aufwachsens gemacht hat, aber auch die kleinen Momente des Glücks und der Hoffnung, die ihn schließlich zur Gestaltung eines eigenen Lebens inspiriert haben. Das Buch ist nicht nur ein Appell an die universelle Suche nach Anerkennung, sondern auch ein eindringliches Zeugnis für die menschliche Widerstandsfähigkeit und die Macht der Vergebung.
Peter Wawerzinek wurde 1954 in Rostock geboren und hat sich als Autor, Performancekünstler und Lyriker einen Namen gemacht. Er hat mehrere Romane und Gedichtbände veröffentlicht und ist Träger verschiedener Literaturpreise, unter anderem des Ingeborg-Bachmann-Preises. In seinen Arbeiten zeigt er immer wieder eine besondere Experimentierfreude und schafft es, in vielen unterschiedlichen Genres Fuß zu fassen. Mit „Rabenliebe“ hat er ein sehr persönliches, emotionales Werk geschaffen, das die Leser in seinen Bann zieht und sie gleichzeitig mit seiner Offenheit und Ehrlichkeit sprachlos macht. Seine Autobiographie zeugt von der Verarbeitung einer schwierigen Familiengeschichte und einer zerrütteten Kindheit, und dennoch schafft es Wawerzinek, diese Geschichte mit Mut, Humor und einer eindrucksvollen Sprachkraft zu erzählen.
Zusammenfassend ist „Rabenliebe“ ein kraftvolles literarisches Werk, das den Leser auf eine bewegende Reise in die Tiefen der menschlichen Seele führt und aufzeigt, wie auch die schwierigsten Erfahrungen und Beziehungen zu einem tieferen Verständnis von Liebe und Vergebung führen können. Es ist ein Buch, das vielen Menschen helfen kann, ihre eigene Kindheit und familiären Beziehungen besser zu verstehen und vielleicht ein Stück weit Frieden mit ihrer Vergangenheit zu schließen. Dabei bleibt Peter Wawerzinek immer respektvoll gegenüber seiner eigenen Geschichte und den Personen, die ihm begegnet sind, und zeigt auch in den dunkelsten Momenten immer wieder seinen unbeugsamen Überlebenswillen und seinen unermüdlichen Glauben an die Widerstandskraft des menschlichen Geistes.