Franziska Gerstenbergs Erzählband „So lange her, schon gar nicht mehr wahr“ beschäftigt sich mit den prekären Verhältnissen in unserer Welt und den damit einhergehenden Schwierigkeiten im Alltag. Die Autorin erzählt von Figuren, die sich ihren Träumen vom Haus, vom Kind und von der großen Liebe stellen müssen, während die Realität oft gnadenlos entgegensteht.
Eine der Erzählungen handelt von Mick, der bisher immer alles hingeschmissen hat. Doch durch Inga, seine neue Partnerin, sieht er endlich einen Grund, durchzuhalten. Auch der schreckliche Job soll nicht mehr das Ende bedeuten. Doch Micks unkontrollierbare Wut steht ihm dabei im Weg. Eine andere Geschichte handelt von Marga, die Briefe einer Stalkerin erhält, die behauptet, mit ihrem Ehemann ein Kind zu haben. Dies wirft nicht nur Marga aus der Bahn, sondern auch ihre Familie. Bei Sonja wiederum löst sich die Panik vor dem Autofahren und ihre Trennungsangst, als ihr zur eigenen Überraschung im Autohaus ein Heiratsantrag herausrutscht.
Die Stärke dieses Erzählbandes liegt in der detaillierten Beschreibung der Figuren und ihrer prekären Situationen. Franziska Gerstenberg zeichnet ihre Charaktere zutiefst verkörpert und schafft es, den Lesern einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt zu geben. Die Autoren bringt das Leben ihrer Protagonisten in all seiner Komplexität und Ambivalenz auf den Punkt. Darüber hinaus bezieht sich die Autorin auch auf gesellschaftliche Themen wie Rassismus und Diskriminierung. So wird in der Erzählung „Das unmögliche Bild“ eine abgelegene Stadt in einem ostdeutschen Bundesland beschrieben, in der fremde Menschen misstrauisch beäugt werden und Diskriminierung an der Tagesordnung ist.
Insgesamt bietet der Erzählband „So lange her, schon gar nicht mehr wahr“ ein facettenreiches Bild unserer Gesellschaft und gibt tiefe Einblicke in die menschliche Psyche. Franziska Gerstenberg schafft es, ihre Leser tief zu berühren und gibt Anstoß, über gesellschaftliche Themen nachzudenken.
Franziska Gerstenberg ist eine deutsche Schriftstellerin, die 1979 in Dresden geboren wurde. Von 1998 bis 2002 besuchte sie das renommierte Deutsche Literaturinstitut Leipzig, wo sie Prosa, Lyrik und Dramatik/Neue Medien studierte – während dieser Zeit war sie auch Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift EDIT. In Anerkennung ihres Talents und ihrer Leistungen wurde Franziska mit mehreren Auszeichnungen geehrt, darunter ein Aufenthaltsstipendium in der Villa Concordia Bamberg (2005) und das Heinrich-Heine-Stipendium 2007. Nach ihrem Debütroman „Wie viele Vögel“, der im März 2004 erschien, folgten weitere Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien. Es folgten „Solche Geschenke“ mit 14 Erzählungen, die im Frühjahr 2007 veröffentlicht wurden, auf das ihr Werk „Spiel“ 2012, 2016 „So lange her, schon gar nicht mehr wahr“; womit Franziska Gerstenbergs Erzählungen, die von Lebenserfahrungen inspiriert sind, auch heute noch Leser auf der ganzen Welt fesseln!