Andrzej Stasiuks Buch „Unterwegs nach Babadag“ ist eine literarische Reise durch den östlichen Teil Europas. Der polnische Autor und Journalist begibt sich auf eine Expedition in Regionen, die von der westlichen Welt oft vergessen werden. Dabei trifft er auf faszinierende Landschaften, skurrile und herzliche Menschen und eine Tierwelt, die in ihrer Authentizität berührt.
Stasiuk beschreibt eine Welt, die sich im Wandel befindet. Der Autor selbst hätte wohl nicht gedacht, dass er eine solche Reise unternehmen würde. Doch es scheint, als hätte ihn die Panik erfasst, dass diese Welt, die er bereist, irgendwann verloren geht. Diese Angst und die Faszination für das Unbekannte treiben ihn an, einen Ort nach dem anderen zu bereisen und die Eindrücke in Worte zu fassen.
Die literarischen Reportagen sind geprägt von der Erzählkunst Stasiuks. Er versteht es, die Atmosphäre und Stimmung der besuchten Orte und die Begegnungen mit den Menschen, Tieren und der Natur treffend auf den Punkt zu bringen. Sequenzen wie aus Filmen von Buñuel oder Fellini ziehen sich durch die Seiten des Buches. Man fühlt sich beim Lesen, als würde man selbst durch diese entlegenen und oft vergessenen Orte reisen.
Stasiuk besucht Orte wie Albanien, Moldawien, Rumänien, die Ukraine, Ungarn und die Slowakei. In jedem Land gibt es andere Gegebenheiten, andere Landschaften und andere Menschen. Das Buch ist somit ein Spiegelbild des Wandels, der sich in diesen Ländern vollzieht.
Besonders berührend sind die Beschreibungen der Tiere, die Stasiuk auf seinen Reisen begegnen. Kuhherden auf Bahnstrecken, Schafe und Pferde auf Straßen, Schimmel, die mitten in Städten weiden – die Tiere scheinen Teil dieser Welt zu sein und zugleich außerhalb von ihr zu existieren. Sie weiden zwischen Industrie und Armut, und doch ist ihre Welt unberührt von all dem, was den Menschen ausmacht.
Das Buch ist eine Hommage an die Schönheit und die Authentizität des Unbekannten, an das Reisen und die Empathie gegenüber anderen Menschen und Tieren. Es zeigt aber auch die Schattenseiten dieser Welt, die Armut, den Verfall und die Langsamkeit, mit der manche Regionen sich verändern. Das macht das Buch zu einem wichtigen Zeitzeugnis dieser Region und gleichzeitig zu einem literarischen Abenteuer.
Andrzej Stasiuk wurde 1960 in Warschau geboren, lebt aber heute in Wolowiec, einem kleinem Dorf in der Nähe von Krakau. Seine Romane, Essays und Reportagen werden weltweit gelesen und gelobt. Stasiuk ist bekannt für seine präzisen Beobachtungen und seine Fähigkeit, in seinen Werken das besondere Flair von Orten und Regionen einzufangen. Dies gelingt ihm auch in „Unterwegs nach Babadag“ auf beeindruckende Art und Weise.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Unterwegs nach Babadag“ ein lesenswertes Buch für alle ist, die das Unbekannte und das Unerwartete lieben. Andrzej Stasiuk macht es dem Leser leicht, sich auf die Reise durch die östlichen Länder einzulassen und sich von der Atmosphäre mitreißen zu lassen.