„Walpurgistag“, geschrieben von Annett Gröschner, ist eine fesselnde Geschichte, die am Vorabend der Walpurgisnacht in Berlin spielt. Die Erzählung folgt Annja Kobe und ihrer Mission, ihren Vater, der seit zehn Jahren und fünf Monaten in einer Tiefkühltruhe eingefroren ist, unbemerkt von der Polizei zu bewegen. Mit der Hilfe von Alex, einem Landstreicher, der die Schlupflöcher Berlins genau kennt, führt ihre tagelange Reise sie zu Menschen, die aufgrund von Eigentümerwechseln ein neues Zuhause suchen, die banale Jobs wie Taxifahren oder Ablesen von Gaszählern ausüben, die die Schule besuchen oder sie ganz verpassen, während sie in der Einsamkeit der Stadt nach Liebe und Gesellschaft suchen.
Der Roman zeichnet ein lebendiges Bild des Lebens in Berlin durch die individuellen Geschichten und Erfahrungen seiner Figuren. Es sind diese Charaktere, die das Rückgrat von „Walpurgistag“ bilden, denn Gröschner fängt ihre Persönlichkeiten in bemerkenswerten Details ein und zeigt, wie jede einzelne Figur in das Netz der Geheimnisse Berlins verstrickt ist. Manchmal humorvoll, aber auch sehr emotional, können sich die Leserinnen und Leser mit diesen Figuren identifizieren und fühlen sich durch ihre Augen mit der Stadt verbunden.
Die Geschichte gipfelt in einer eindringlichen Botschaft über die Bedeutung von Aktionstheater als Methode, um Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken. Durch Annjas und Alex‘ unwahrscheinliche Freundschaft und ihre gemeinsame Reise durch das Buch wird den Lesern gezeigt, dass es möglich ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und gegen soziale Ungerechtigkeiten zu kämpfen, wenn alles andere versagt.
Annett Gröschner ist eine gefeierte deutsche Autorin, deren Werke in verschiedene Sprachen auf der ganzen Welt übersetzt worden sind. Sie begann schon in jungen Jahren mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, die später in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden. Ihr erster Roman war „Moskauer Eis“ der von Kritikern und Fans gleichermaßen gelobt wurde, weil er das städtische Leben aus verschiedenen Blickwinkeln ehrlich schildert. Seitdem hat sie zahlreiche Romane geschrieben, die sich mit Themen wie Liebe, Familientreue, der globalen Migrationskrise und aktuellen politischen Themen in Europa beschäftigen. „Walpurgistag“ ist ihr neuestes Werk, in dem sie einmal mehr ihr Talent für detailgenaue Erzählungen unter Beweis stellt, die noch lange nach dem Lesen nachwirken.