In ihrem Roman „Was Dunkelheit war“ entführt uns Inka Parei in das Leben eines alten Mannes, der nach einem Zusammenbruch im Sterben liegt und seine letzte Lebensaufgabe darin sieht, das Rätsel um die Identität eines verdächtigen Fremden zu lösen. Durch die Geräusche der Nacht, die ihn in seinen Gedanken begleiten, lösen sich Bilder, Erinnerungen und Fragen in ihm aus, die seine Vergangenheit und insbesondere seine Kriegsschuld in den Blickpunkt stellen.
Parei versteht es meisterhaft, eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Leser selbst in den engen Räumen des Hauses gefangen fühlt. Die Schilderungen der Dunkelheit und der Geräusche der Nacht lassen eine Bedrohung spüren, die nicht greifbar ist und dennoch allgegenwärtig erscheint.
Der Erzählstil ist dicht und konzise, so dass sich die Geschichte direkt vor unseren Augen zu entfalten scheint. Der Leser wird auf eine Reise durch die Geschichte des Protagonisten mitgenommen und erfährt durch seine Gedanken und Erinnerungen mehr über seine Kriegserlebnisse und die damit verbundenen Schuldgefühle, die ihn bis ins hohe Alter begleiten.
Ein besonderes Element des Buches sind die vielen kleinen Details, die Parei geschickt in die Erzählung einbaut. Sei es das mysteriöse Zimmer auf dem Dachboden oder die geheimnisvolle Tür, die der Metzger und der Wirt am Vormittag im Hof zimmern – an jeder Ecke des Hauses scheint etwas verborgen zu sein, das darauf wartet, entdeckt zu werden.
In „Was Dunkelheit war“ gelingt es ihr, ein eindringliches Porträt eines Mannes zu zeichnen, der trotz seines hohen Alters immer noch von den Schatten seiner Vergangenheit verfolgt wird. Parei beweist einmal mehr ihr Können als Autorin und schafft es, den Leser in die Welt ihres Protagonisten zu entführen und dort miterleben zu lassen, wie er versucht, seine Schuld abzulegen und seinen Frieden zu finden.
Inka Parei ist eine deutsche Schriftstellerin, die 1967 in Frankfurt am Main geboren wurde. Sie studierte Germanistik, Romanistik und Linguistik und arbeitete anschließend als Lektorin und Übersetzerin. Ihr erstes Buch, der Roman „Die Schattenboxerin“, erschien 1999 und wurde mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet. In ihren Werken beschäftigt sie sich oft mit den Schattenseiten der Gesellschaft und der menschlichen Psyche.
Insgesamt ist „Was Dunkelheit war“ ein fesselnder Roman, der durch seine dichte Erzählweise, seine beklemmende Atmosphäre und die sorgfältig eingeflochtenen Details überzeugt. Inka Parei beweist erneut, warum sie zu den wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur zählt.