Mathias Enards Roman „Zone“ ist eine intensive, fesselnde Geschichte über Francis Mirkovics Reise in einem Pendolino von Mailand nach Rom. Francis reist inkognito und hat einen Koffer voller Dokumente und Fotos dabei – Listen von Kriegsverbrechern, Waffenhändlern und Terroristen, die er als französischer Geheimdienstler zusammengestellt hat. Der Inhalt seines Koffers ist seine Eintrittskarte zu einem besseren Leben, wenn er es bis zum Vatikan schafft.
In dem Roman wird die Reise von Franziskus‘ Mission aus der Sicht von zwei Erzählern geschildert – der erste ist der Protagonist selbst, während der zweite Gelegenheitserzähler die Geschichte in Rückblenden schildert. Im Laufe des Romans erhält der Leser einen Einblick in die Vergangenheit von Franziskus und seine Erfahrungen in den Konfliktgebieten in Südeuropa und Nordafrika. Dieser Erzählstil schafft eine spannende Atmosphäre, die die Leser/innen das ganze Buch über fesselt.
Enard lässt die Leserinnen und Leser durch seine Beschreibungen – sei es der Städte oder der Personen – in diese Umgebung eintauchen, die lebendige Bilder hervorrufen. Enard bietet nicht nur einen historischen Kontext zu Konflikten wie denen in Bosnien und Serbien, sondern kommentiert auch die europäische Haltung gegenüber Grenzübertritten, Flüchtlingen und unterschiedlichen Kulturen. Dabei gibt er einen Einblick, wie sich diese Einstellungen im Laufe der Zeit verändert haben und warum sie auch heute noch relevant sind.
In „Zone“ nimmt uns Mathias Enard mit auf eine fesselnde Achterbahnfahrt mit Momenten voller Hoffnung, auf die Momente voller Verzweiflung folgen, bevor er den Leser schließlich zu unerwarteten Auflösungen führt. Diese spannungsgeladene Atmosphäre wird durch philosophische Überlegungen zu Themen wie zwischenmenschlichen Beziehungen, Identität und dem Umgang mit Veränderungen ergänzt, die dieser intensiven Reise für Francis Mirkovic und den Leser gleichermaßen noch mehr Tiefe verleihen.
Mathias Enard wurde 1972 in Niort geboren und studierte vergleichende Literaturwissenschaft, bevor er als Französischlehrer an verschiedenen Universitäten in Frankreich arbeitete. Er ist vor allem für seine Werke wie „Zone“ (2008) bekannt, für das er zahlreiche Auszeichnungen erhielt, darunter den Prix du Livre Inter 2009 und den Nordic Council Literature Prize 2017 für literarische Werke aus Dänemark, den Färöern, Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Er wurde mit zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet, darunter den Prix Goncourt 2015, den er mit seinem Roman „Kompass“ gewann.