Kristof Magnusson hat mit seinem Roman „Zuhause“ ein Meisterstück geschaffen. Geprägt von Leichtigkeit, subtilem Humor und beeindruckenden Dialogen entführt er den Leser in eine wilde Geschichte aus dem Großstadtleben am Polarkreis. Hier wird Island einmal anders dargestellt – losgelöst von den klassischen Geysiren und Elfenfolklore. Stattdessen fokussiert sich der Autor auf die Geschichte einer Generation, die ihr „Zuhause“ noch nicht gefunden hat.
Die Handlung des Romans ist spannend wie ein Krimi und fast schon als Familiensaga zu betrachten. Im Zentrum der Erzählung steht die Familie Hermannsdóttir, die auf der Suche nach sich selbst und einem Ort zum Leben ist. Die Eltern, Ingunn und Baldur, führen eine eher unglückliche Ehe. Sie haben drei Kinder, die sich in der Welt zurechtfinden müssen. Die älteste Tochter, Asdis, hat eine Karriere in der Musikindustrie begonnen und lebt in Berlin. Der Sohn, Baldur Jr., hat es in die USA verschlagen. Der jüngste Spross, Helga, lebt noch zu Hause und ist auf der Suche nach ihrem Weg.
In seinem Buch geht Magnusson behutsam mit seinen Protagonisten um. Er schafft es, ihre Persönlichkeiten glaubhaft darzustellen. Dabei verliert er nie den subtilen Humor aus den Augen, der diesem Roman eine besondere Note gibt. Die Dialoge zwischen den Figuren sind ein Highlight des Buches. Sie sind prägnant, witzig und gleichzeitig emotional. Man fühlt sich beim Lesen oft, als säße man selbst in der Runde und lauscht dem Gespräch.
Im Laufe der Handlung werden immer tiefer liegende Probleme der Familie offenbart. Der Tod des Großvaters und die Fehltritte der Eltern führen zu einer Zerstörung des Familiengefüges. Doch im Gegensatz zu klassischen Familiensagas gibt es am Ende keine großen Versöhnungen.
Das Buch ist jedoch nicht nur wegen seiner Geschichte und Figuren lesenswert. Magnusson schafft es, mit seiner Sprache zu begeistern. Er beschreibt das Leben in Reykjavik und Berlin auf eine Art und Weise, dass man selbst das Gefühl hat, in diesen Städten zu leben. Auch die Beschreibungen der Musikstücke von Asdis sind so treffend, dass man sich diese fast schon anhören möchte.
Kristof Magnusson wurde 1976 in Hamburg geboren. Er ist einer der wenigen deutschsprachigen Schriftsteller, der seine Bücher auch auf Englisch verfasst. Der Autor hat in Reykjavik Germanistik studiert und lebt mittlerweile in Berlin. Das zeigt sich auch in seinem Roman „Zuhause“. Er schafft es, die isländische und deutsche Kultur miteinander zu vereinen und so ein authentisches Bild des modernen Deutschland und Islands zu kreieren.
Insgesamt kann man sagen, dass „Zuhause“ von Kristof Magnusson ein außergewöhnlicher Roman ist. Das Buch besticht durch seine Liebe zum Detail, den subtilen Humor und vor allem die glaubwürdigen Figuren. Es handelt sich um eine Geschichte, die nicht nur unterhaltsam ist, sondern auch zum Nachdenken anregt. Für Fans von Isländischer und deutscher Literatur ein absolutes Muss!