Ilija Trojanows „Der Weltensammler“ ist ein Roman, der den Leser in eine faszinierende Reise durch Indien und den Nahen Osten entführt. Die Geschichte dreht sich um den britischen Offizier Sir Richard Burton, der sich nicht damit zufriedengibt, in den Kolonien ein Leben im englischen Stil zu führen. Stattdessen lernt er die Sprachen des Landes, taucht ein in die Kulturen und Religionen, und bereist schließlich sogar als einer der ersten Europäer die heiligen Stätten von Mekka und Medina.
Was den Roman so interessant macht, ist sein Protagonist. Richard Burton war eine historische Persönlichkeit, die im 19. Jahrhundert gelebt hat und sich tatsächlich in Indien und Arabien aufgehalten hat. Trojanow hat Burtons Leben und Reisen als Grundlage genommen, um eine Geschichte zu erzählen, die von Abenteuer, Entdeckungen und Erkenntnissen geprägt ist.
Burton war ein ungewöhnlicher Mann. Er hatte ein Interesse an Fremdsprachen und Fremdkulturen, das untypisch für seine Zeit war. Zudem war er von Natur aus neugierig und experimentierfreudig, was ihn dazu trieb, immer wieder Grenzen zu überschreiten – sei es in Bezug auf Sprache, Kultur oder Religion. Seine Reise nach Mekka und Medina, die im Roman ausführlich beschrieben wird, war beispielsweise für einen Nichtmuslimen streng verboten und hätte ihn bei Entdeckung das Leben kosten können.
Diese Eigenschaften und das unkonventionelle Leben von Burton machen ihn zu einem faszinierenden Protagonisten. Durch seine Augen erlebt der Leser Indien und Arabien, seine Kulturen und Religionen, seine Gerüche und Farben. Trojanow zeichnet ein genaues Bild der beiden Regionen und füllt es mit zahlreichen Details, die das Lesen zu einem sinnlichen Erlebnis machen. Obwohl „Der Weltensammler“ ein historischer Roman ist, fühlt man sich daher fast wie ein Teil von Burtons Reisen.
Inhaltlich beschäftigt sich der Roman vor allem mit dem Konflikt zwischen dem Westen und dem Orient, der zu Burtons Zeit und bis heute existiert. Burton selbst war ein Vermittler zwischen den Kulturen und wollte die Menschen durch das Kennenlernen von anderen Sprachen und Kulturen näherbringen. Er glaubte, dass durch diesen Austausch Vorurteile abgebaut und Frieden gestiftet werden könnten.
Insgesamt ist „Der Weltensammler“ eine faszinierende Lektüre, die den Leser auf eine Reise durch Indien und Arabien mitnimmt. Der Roman ist allerdings kein trivialer Unterhaltungsstoff, sondern beschäftigt sich mit wichtigen Fragen der Interkulturalität und des Friedens. Immerhin ist Sir Richard Burton auch heute noch ein Vorbild für jene, die die Welt entdecken und verstehen wollen.
Ilija Trojanow selbst ist ein Schriftsteller, der in Bulgarien geboren wurde, aber seit vielen Jahren in Deutschland lebt. Er hat zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht, in denen er sich mit Themen wie Migration, Globalisierung und Umweltschutz auseinandersetzt. „Der Weltensammler“ ist eines seiner bekanntesten Werke und enthält viele Elemente, die auch in seinen anderen Büchern vorkommen. Der Autor hat somit eine ganz eigene Perspektive auf die Welt und auf die Fragen, die sein Roman aufwirft.