In seinem Roman „Die Wissenden“ nimmt uns Mircea Cartarescu mit auf eine epische Reise in die Geschichte Rumäniens, die er durch die Augen seines jungen Ich-Erzählers Mircea erlebt. Das Buch beginnt als Selbsterkundung eines 15-jährigen Jungen, der sich in einer Welt wiederfindet, die von sozialer Unruhe, politischer Instabilität und einem zerrütteten Bildungssystem geprägt ist.
Der Autor zeichnet ein Bild von Bukarest, das man so noch nie zuvor gelesen hat. Eine Stadt voller Kontraste, die von der glorreichen Vergangenheit des einstigen Fürstentums Walachei, bis hin zu den Wirren des Zweiten Weltkriegs gezeichnet ist. Die Stadt wird zur Weltbühne, auf der sich Mirceas Familiengeschichte zum Welttheater entwickelt.
Cartarescus Schreibstil ist detailgenau und nuanciert. Er zeichnet ein Bild von Rumänien, das sich durch seine fantastische Sprache und den Einsatz surrealistischer Elemente auszeichnet. Die Geschichte des jungen Mircea wird in einem großen Prosaspektakel erzählt, das voller Poesie und Humor steckt. Jede Figur in diesem Roman hat ihre eigene Geschichte, die in geschickten Rückblenden oder Erzählungen enthüllt wird. Cartarescu erzählt von einer Gesellschaft, die von politischen Unruhen und kultureller Entfremdung geprägt ist. Als solches ist „Die Wissenden“ eine Ode an die menschliche Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit, das Leben in all seinen Schattierungen zu meistern.
Mircea Cărtărescu ist ein rumänischer Schriftsteller, der trotz seiner bescheidenen Herkunft aus Bukarest bemerkenswerte Erfolge erzielt hat. Er begann seine Karriere als Philologe und Gymnasiallehrer in Bukarest und lehrte anschließend viele Jahre lang an Universitäten rumänische Sprache und Literatur. Nachdem er ein anerkannter Journalist für einige angesehene Literaturzeitschriften in Rumänien geworden war, fügte er eine weitere große Leistung hinzu, indem er das Buch Postmodernismul românesc („Rumänische Postmoderne“) schrieb, das als Analyse der zeitgenössischen rumänischen Literatur durch die Linse des postmodernistischen Denkens dient. Cartarescu hat sich immer für den exzessiven Gebrauch von Sprache eingesetzt – eine Kunst, die er perfekt beherrscht. Seine Geschichten sind voller surrealer Bilder und Elemente, die in ein gewöhnliches Umfeld eingewoben sind.
In „Die Wissenden“ zeigt uns Cartarescu nicht nur die Schattenseiten der rumänischen Gesellschaft, sondern erzählt auch die Geschichte einer Familie, die gezwungen ist, in einer Welt voller Unsicherheit und Instabilität zu überleben. Das Buch ist eine Absage an soziale und politische Dogmen und eine Ode an menschliche Widerstandsfähigkeit und die Kraft der Imagination. Es ist ein fantastisches Werk, das den Leser in eine Zeit und Welt entführt, die gleichzeitig schön und tragisch ist. Mircea Cartarescu ist zweifellos einer der herausragenden Stimmen der rumänischen Literatur und ein Meister des surrealen Erzählens. Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich für Literatur und Geschichte interessieren.