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Der schwarze Garten von Malgorzata Szejnert

by BuecherChaotin

Malgorzata Szejnert hat mit ihrem Buch „Der schwarze Garten“ eine faszinierende Geschichte der oberschlesischen Bergarbeitersiedlungen Gieschewald/Giszowiec und Nikischschacht/Nikiszowiec geschrieben. Die Siedlungen wurden ab 1907 nach den Plänen der Architekten Georg und Emil Zillmann aus Berlin errichtet und waren ein wichtiger Beitrag zur Industrialisierung Oberschlesiens.

Szejnert beschreibt in ihrem Buch nicht nur die Architektur und die Geschichte der beiden Siedlungen, sondern auch die Konflikte zwischen Deutschen und Polen, die sich in dieser Region so radikal zuspitzten wie kaum anderswo. Sie greift dabei nicht nur auf historische Arbeiten, Archive und Zeitungen zurück, sondern auch auf Briefe, Erinnerungen und private Fotoalben. Besonders beeindruckend ist jedoch, dass sie auch mit den Nachkommen der ersten Bewohner gesprochen hat und so ein eindrucksvolles, vielschichtiges Bild der Zeit von 1907 bis heute entstehen lässt.

Besonders interessant ist die Beschreibung der Architektur und der Planung der Siedlungen. Die Architekten Georg und Emil Zillmann hatten eine Vision von modernen Wohnungen und öffentlichen Gebäuden, die speziell auf die Bedürfnisse der Bergarbeiter und ihrer Familien zugeschnitten waren. Die Gebäude waren geräumig, gut isoliert und mit Balkonen und Terrassen ausgestattet. Es gab auch Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Sportanlagen und Gemeinschaftshäuser. Alles war darauf ausgerichtet, den Bewohnern ein besseres und gesünderes Leben zu ermöglichen.

Doch die Geschichte der Siedlungen ist auch von Konflikten und Auseinandersetzungen geprägt. Während des Ersten Weltkrieges und in den Jahren danach kam es zu Gewalttätigkeiten zwischen Deutschen und Polen. Die Siedlungen waren ein wichtiger Schauplatz dieser Konflikte, und viele Bewohner litten unter Diskriminierung und Verfolgung. Szejnert beschreibt diese Ereignisse sehr anschaulich und nutzt zahlreiche Anekdoten, um große Zusammenhänge begreifbar zu machen.

Malgorzata Szejnert ist eine renommierte polnische Journalistin und Schriftstellerin. Sie wurde 1952 in Katowice geboren und wuchs in Oberschlesien auf. Sie studierte Geschichte und Journalismus an der Universität Warschau und arbeitete danach als Journalistin für verschiedene polnische Zeitungen und Zeitschriften. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter auch einen Roman und ein Buch über die Geschichte der polnischen Juden.

Mit „Der schwarze Garten“ hat Malgorzata Szejnert ein faszinierendes Buch über die Geschichte der oberschlesischen Bergarbeitersiedlungen Gieschewald/Giszowiec und Nikischschacht/Nikiszowiec geschrieben. Sie beschreibt darin nicht nur die Architektur und die Planung der Siedlungen, sondern auch die Konflikte und Auseinandersetzungen, die sich in dieser Region abspielten. Das Buch ist sehr gut recherchiert und geschrieben, und es gelingt der Autorin, große Zusammenhänge anschaulich und begreifbar zu machen. Für ihr Werk erhielt sie 2007 den Cogito-Preis, die höchstdotierte polnische Literaturauszeichnung.

Malgorzata Szejnert hat mit „Der schwarze Garten“ ein wichtiges Werk über die Geschichte von Oberschlesien geschaffen. Das Buch ist für alle Leserinnen und Leser empfehlenswert, die sich für Architekturgeschichte, Geschichte und Kulturgeschichte interessieren. Es ist aber auch für alle geeignet, die sich für die Geschichte und Kultur Polens und Deutschlands interessieren.

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