„Ich verfluche den Fluss der Zeit“ von Per Petterson ist ein berührendes und tiefgründiges Buch, das den Leser auf eine Reise durch die Beziehung einer Mutter und ihres Sohnes mitnimmt. Die Geschichte spielt im November 1989, als die Berliner Mauer fiel und eine Ära zu Ende ging. Gleichzeitig erfährt Arvids Mutter, dass sie an Krebs erkrankt ist und beschließt, noch einmal in ihr Ferienhaus auf Jütland zu fahren. Arvid, der selber gerade vor seiner Scheidung steht, begleitet sie.
Obwohl das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn nie gut war, eint sie ihre gemeinsame Leidenschaft für Filme und Bücher. In raffinierten Rückblenden erzählt Per Petterson die Geschichte dieser Beziehung und zeigt, wie sich die beiden im Laufe der Zeit verändert haben. Dabei geht es nicht nur um Kränkungen und Verletzungen, sondern auch um nachgetragene Liebe und Versöhnung.
Besonders beeindruckend ist, wie Petterson mit wenigen Worten ganze Welten evozieren kann. Sein Schreibstil ist subtil und nuanciert, und er schafft es, die Gefühle und Gedanken seiner Figuren auf eine Weise zu beschreiben, die den Leser tief berührt. Man spürt förmlich, wie sich die Beziehung zwischen Mutter und Sohn langsam verändert und wie sie sich ineinander verhaken. Doch gleichzeitig bleibt auch viel ungesagt und unverstanden, was dem Buch eine schmerzliche, aber auch realistische Note verleiht.
Auch die Beschreibung der Landschaften und der Natur wird von Petterson auf eine eindringliche Art und Weise dargestellt. Die Weite Jütlands und das Rauschen des Meeres werden förmlich spürbar, und man bekommt das Gefühl, selbst mit Arvid in dem Ferienhaus zu sitzen und über den Lauf der Zeit nachzudenken.
Per Petterson ist ein norwegischer Autor, der bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Seine Bücher zeichnen sich durch eine intensive Beschreibung von menschlichen Beziehungen und emotionalem Schmerz aus. Auch in „Ich verfluche den Fluss der Zeit“ zeigt er seine Meisterschaft im Schreiben von tief bewegenden Geschichten.
Ein weiterer interessanter Bezug zu dem Buch ist Pettersons eigene Erfahrung mit Krebs. Er erkrankte selbst an Lungenkrebs, was ihn dazu inspirierte, über das Thema Krebs in seinem Buch zu schreiben. Dabei gelingt es ihm, ein Thema, das oft von Klischees und Trivialität geprägt ist, auf eine einfühlsame und berührende Art und Weise zu behandeln.
Alles in allem ist „Ich verfluche den Fluss der Zeit“ ein wunderbares Buch, das den Leser mitnimmt auf eine bewegende Reise durch zwischenmenschliche Beziehungen und die Vergänglichkeit des Lebens. Per Pettersons subtiler Schreibstil und sein Gespür für menschliche Emotionen machen das Buch zu einem absoluten Lesevergnügen. Wer sich für tiefgründige Literatur und menschliche Beziehungen interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen.