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Diesseits des Van-Allen-Gürtels von Wolfgang Herrndorf

by BuecherChaotin

Wolfgang Herrndorfs Roman „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“ erzählt die Geschichte von drei sehr unterschiedlichen Protagonisten, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben. Doch im Laufe der Handlung verbindet sie eine tiefe Verlorenheit und die Suche nach einem Sinn im Leben.

Der Kunststudent Michael Mohr und seine Kommilitonin Saskia Böhme lernen sich zwangsläufig in ihrem Atelier kennen. Doch aus anfänglicher Antipathie entwickelt sich eine untrennbare Verbindung, die immer komplizierter wird. Es kommt zu einer Dreiecksgeschichte, die sich auf der Brenner-Autobahn zu einem tragischen Ende entwickelt. Herrndorf beschreibt die Beziehung zwischen den beiden Studierenden mit viel Einfühlungsvermögen und lässt den Leser an ihren inneren Konflikten teilhaben.

Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um den Krankenpfleger Robert Mehlhorn. Nachdem er sich mit dem Geld eines Patienten aus dem Staub gemacht hat, landet er in einem japanischen Fischerdorf. Dort wird er von der örtlichen Polizei festgehalten und befragt. Auch er ist auf der Suche nach einer neuen Bestimmung in seinem Leben, die er in der Ferne zu finden glaubt.

Der dritte Protagonist ist Mittdreißiger und arbeitet in einer Agentur. Im Gespräch mit einem verzogenen Halbstarken auf einem Balkon diskutieren sie über den Kosmos und die Suche nach dem eigenen Platz im Universum. Auch hier stehen die Fragen nach der eigenen Identität und dem Sinn des Lebens im Mittelpunkt.

Herrndorf gelingt es, die drei sehr unterschiedlichen Lebensentwürfe und die damit verbundenen Gedanken und Gefühle auf eine eindringliche Art und Weise darzustellen. Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise in die Tiefen der menschlichen Seele. Die erzähltechnische Raffinesse des Autors zeigt sich in der gekonnten Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge und in der präzisen Beschreibung der Geschehnisse.

Besonders bemerkenswert ist jedoch die sprachliche Gestaltung des Romans. Herrndorf bedient sich einer sehr bildhaften, fast schon poetischen Sprache, die eine besondere Atmosphäre schafft. Seine Beschreibungen von Landschaften, Orten und Menschen sind detailreich und lassen ein lebendiges Bild vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Die Dialoge zwischen den Figuren sind authentisch und nachvollziehbar.

Wolfgang Herrndorf war ein deutscher Schriftsteller, der 2013 viel zu früh verstarb. Er war nicht nur als Autor, sondern auch als Illustrator und Grafiker tätig. Sein bekanntestes Werk ist der Roman „Tschick“, der 2010 erschien und mit dem er den Deutschen Jugendliteraturpreis gewann. „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“ wurde posthum veröffentlicht und zeigt einmal mehr, welch großes Talent der Autor besaß.

Insgesamt ist „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“ ein beeindruckendes und nachhaltiges Werk, das den Leser tief berührt und zum Nachdenken anregt. Herrndorfs Figuren sind verloren, aber keineswegs hoffnungslos. Sie suchen nach einem Ausweg aus ihrer Einsamkeit und der Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Autor zeigt auf beeindruckende Weise, dass es sich lohnt, weiterzumachen und nach neuen Wegen zu suchen. Ein Roman, der noch lange nachhallt.

Insgesamt schaffte Wolfgang Herrndorf mit „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“ ein beeindruckendes Werk, das zu Recht zu einem Klassiker der deutschsprachigen Literatur geworden ist. Der Autor versteht es, seine Leser mit einer emotionalen Geschichte und einer unvergleichlichen Sprache zu fesseln. Wer sich auf die Reise durch die Tiefen der Seele begeben möchte, sollte dieses Buch auf keinen Fall verpassen.

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